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Übergewicht bedroht die Fortpflanzung

Zuviel Bauchfett behindert Fruchtbarkeit bei Männern und Frauen

Es ist ein Wunder, wenn neues Leben im Körper einer Frau heranwächst. Bald schon schwillt der Bauch und eine Schwangerschaft wird auch nach außen sichtbar. Bei vielen übergewichtigen oder adipösen Frauen ist das anders: sie tragen auch ohne Schwangerschaft schon einen beachtlichen Bauchumfang mit sich herum. Doch viele wissen nicht, dass dieses Zuviel auf den Rippen auch eklatant auf ihre Fruchtbarkeit wirkt und oft nur eine gezielte, auf ihr Übergewicht abgestimmte Kinderwunsch-Behandlung zu einer Schwangerschaft führen kann.

Fast 50 % der Bevölkerung in Industrieländern ist übergewichtig. Tendenz steigend! Fertilitätsmediziner Dr. Hans-Ulrich Pauer vom Kinderwunschzentrum an der Oper erklärt: „Genetisch ist der Mensch für die Steinzeit gebaut. Menschen profitierten damals davon, Energie-Reserven in Form von Fettpolstern anlegen zu können, um den Strapazen von Hungerzeiten usw. gewappnet zu sein. Doch heute herrscht ein großes Nahrungsüberangebot und vor allem Bewegungsmangel im Alltag.“

Fettgewebe ist aus Sicht des Mediziners aber nicht nur ein Speicher von nicht verbrauchter Energie, sondern wirkt vielmehr selbst wie ein hormonell aktives Organ. Bauchfett, das belegt die modernste Forschung, schüttet Hormon- und Botenstoffe aus, die das gesamte Organsystem beeinflussen und im Einzelfall auch eine Schwangerschaft verhindern.

Alle Stadien einer Schwangerschaft sind durch Übergewicht gefährdet

Der Experte führt aus: „Übergewicht hat eine Vielzahl von Effekten auf Fruchtbarkeit und Schwangerschaft der Frau.“ Am bekanntesten sind das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) und das Ausbleiben von regelmäßigen Zyklen. Durch die erhöhte Insulinproduktion von Übergewichtigen und Adipösen werden außerdem vermehrt Botenstoffe ausgeschüttet, die inflammatorisch (= entzündlich) wirken und das Einnisten bzw. die Teilung der befruchteten Eizelle verhindern. Für die werdende Mutter mit Übergewicht ist auch eine Schwangerschaft – sofern es überhaupt dazu kommt – nicht ohne Risiko: das Fehlgeburtsrisiko ist deutlich größer, umso höher der BMI einer Frau ist. Und sogar die Geburt stellt für übergewichtige Frauen ein weiteres Risiko dar, denn die Babys sind oft im Mutterleib selbst schon makrosom, haben also ein deutlich erhöhtes Geburtsgewicht. Das erklärt die deutlich höhere Kaiserschnittrate. Doch auch Kaiserschnitte sind bei dicken Frauen gefährlicher, da der Arzt durch sehr viel Bauchfett schneiden muss. Was aber viele Paare mit Kinderwunsch wirklich unterschätzen: auch der übergewichtige Mann hat eine deutlich heruntergesetzte Fruchtbarkeit!

Beim korpulenten Mann lässt die Spermienqualität nach

Nicht nur weisen 2/3 aller übergewichtigen Männer Fruchtbarkeitsprobleme auf, auch eine gezielte Kinderwunschbehandlung ist deutlich weniger effektiv! Die Ursachen sind vielfältig: Abnahme der Spermienkonzentration und Beweglichkeit auf der einen Seite sowie eine Zunahme genetischer DNA Defekte in den Spermien selbst auf der anderen Seite. Darüber hinaus lässt häufig die Lust aber auch die Erektionsfähigkeit nach. Dr. Pauer spricht von einem Teufelskreis. Er führt aus: „Durch viszerales Bauchfett kommt es zu niedrigeren Werten der Hormone LH/FSH, die die Bildung von Testosteron steuern. Zu wenig Testosteron führt aber wieder zu mehr Bauchfett…“ Ein Zirkelschluss, den man erst verstehen muss, um aktiv entgegenwirken zu können.

Auf Gewichtsprobleme abgestimmte Kinderwunschbehandlung

Fertilitätsmediziner Dr. Hans-Ulrich Pauer erklärt: „Übergewichtige Paare sollten sehr viel früher medizinische Hilfe in Anspruch nehmen, wenn die Empfängnis auf natürlichem Weg nicht klappt: länger als drei bis sechs Monate ohne positiven Schwangerschaftstest, sollte nicht gewartet werden.“ Die moderne Reproduktionsmedizin kennt viele Möglichkeiten, auch übergewichtigen Paaren zu helfen. „Da Übergewicht eine Krankheit ist, begleiten wir unsere Patienten auch auf dem Weg einer nachhaltigen Lebensstiländerung. Ihre Wunschkinder werden es Ihnen später einmal danken“, ist sich Dr. Pauer sicher.

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